Einfluss von Praktika auf die Professionalisierung von angehenden Lehrpersonen

Projektleitung

Manuela Gamsjäger (PH Oberösterreich)
Michael Himmelsbach (Johannes Kepler Universität Linz)
Sonja Lenz (Johannes Kepler Universität Linz)

Kurzbeschreibung

Das Forschungsprojekt untersucht die Pädagogisch Praktischen Studien im Studium Sekundarstufe Allgemeinbildung im Cluster Mitte, Standort Linz. Im Fokus stehen vor allem die Lerngelegenheiten der schulpraktischen Phase und dem damit verbunden Professionalisierungsprozess von angehenden Lehrpersonen.

Schlagworte

Ausführliche Beschreibung

Die Pädagogisch Praktischen Studien haben einen großen Stellenwert in der Pädagog*innenbildung NEU bekommen. Am Standort Linz sind im Bachelorstudium sechs verschiedene Praktika zu absolvieren, wobei die bildungswissenschaftlichen Begleitlehrveranstaltungen an drei Hochschulen abgehalten werden. Die schulische Begleitung findet durch Praxispädagog*innen, also Lehrkräften an den jeweiligen Schulstandorten statt.
Bisher wurde zu vier verschiedenen Zeitpunkten eine quantitative Evaluierung bei Studierenden, die ein Praktikum am Standort Linz absolvieren, durchgeführt.

Zur Evaluierung der Pädagogisch Praktischen Studien werden am Standort Linz seit dem Wintersemester 2020/21 quantitative Befragungen bei Studierenden mit unterschiedlichen Erhebungsschwerpunkten durchgeführt.

Der Erhebungsschwerpunkt liegt dabei auf:

  • intendierten bzw. nicht-intendierten und nicht-erwünschten Lerngelegenheiten
  • Betreuungsqualität und Bertreuungsverhältnis der Praxispädagog*innen und Studierenden
  • Studienbedingungen und -fortschritt in den Praktika
  • Passung der Praktika und den bildungswissenschaftlichen bzw. fachdidaktischen Begleitlehrveranstaltungen
  • Einschränkungen und Veränderungen durch die CoViD-19 Pandemie

Theoretische Einbindung:

Für die Einordnung der Ergebnisse in den Diskurs zur Professionalisierung angehender Lehrkräfte wird aufbauend auf existierenden Angebot-Nutzungs-Modellen (Helmke, 2012; Hascher & Kittinger, 2014; König und Rothland, 2018) ein Modell entwickelt, welches die intendierten und nicht-intendierten Lerngelegenheiten (Hascher, 2012) sowie die Beziehung zwischen den handelnden Akteur*innen in den Fokus rückt. Die Beziehung zwischen Studierenden und Praxispädagog*innen wird als ein wichtiges Merkmal professioneller Entwicklung betrachtet (Wenz & Cramer, 2019). Gerade Unterrichtsbesprechungen und Unterstützungsverhalten sind eine zentrale Lerngelegenheit im Praktikum (Futter, 2017). Zudem wird das Modell um die Kohärenz zwischen theoretischen und praktischen Ausbildungsphasen erweitert. Diese Verbindung wurde im Curriculum durch die Schaffung der Pädagogisch-Praktischen-Studien (PPS) als zentrales Element in einem relationierenden Theorie-Praxis Verständnis als ein „dritter Raum“ etabliert (Leonhard et al., 2016, Cramer 2020, Lohse-Bossenz et al., 2020). 

Bislang zeigen sich für die Daten aus den ersten vier Erhebungswellen die folgenden ersten Ergebnisse:

  • Am Standort Linz im Cluster Mitte zeigen sich große Unterschiede in Bezug auf Lerngelegenheiten. Dies lässt vermuten, dass es Praxisplätze mit vielfältigeren Lerngelegenheiten und Plätze mit weniger vielfältigeren Lerngelegenheiten gibt. Die Rahmenkonzepte, die intendierte Lerngelegenheiten verbindlich schaffen sollen, scheinen in der Ausgestaltung der Praktika noch nicht ausreichend zu wirken.
  • Studierende nehmen weniger Kohärenz zwischen bildungswissenschaftlichen Veranstaltungen und den Praktika wahr als zwischen fachdidaktischen Veranstaltungen und den Praktika. Ein möglicher Faktor könnte sein, dass es aufgrund des sehr breiten Angebots an bildungswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen (bis zu 15 parallele Kurse an drei Hochschulen), qualitativ Unterschiede gibt. Aber auch die Rahmenkonzepte könnten hier noch nicht im erwünschten Ausmaß wirken.
  • Die Nutzung der Lerngelegenheiten im Praktikum hängt signifikant von der Beziehung im Praktikum zwischen Studierenden und Praxispädagog*in, von der wahrgenommenen Kohärenz und von der individuellen Selbstwirksamkeitserwartung ab. Alle drei Größen klären ca. 40% der Varianz der wahrgenommen und genutzten Lerngelegenheiten im Praktikum auf.

Lehre:

Die Ergebnisse dieser Studie fließen in die Gestaltung der Praktika, der Begleitlehrveranstaltungen und in die Ausbildung der Praxispädagog*innen bzw. Mentor*innen mit ein.

Publikationen

  • Gamsjäger, M., Himmelsbach, M. & Lenz, S. (2022). Lerngelegenheiten in der Schulpraxis. Evaluation der Pädagogisch Praktischen Studien am Standort Linz, Cluster Mitte. Eingereicht.
  • Gamsjäger, M., Himmelsbach, M. & Lenz, S. (2021). Learning Opportunities Through Pedagogical Field Experiences. Chair: ML White, Tagung: ECER 2021 (virtuell) Linz, 6. – 10. September 2021.
  • Gamsjäger, M., Himmelsbach, M. & Lenz, S. (2021). Der Beitrag von Praktika zum Professionalisierungsprozess von angehenden Lehrer/innen. Flipped Presentation. Chair: Christoph Weber. Tagung: ÖFEB-Sektionstagung: Einstiege – Umstiege – Aufstiege, PHOÖ (virtuell) Linz, 24. – 26. Februar 2021

Kontakt

manuela.gamsjaeger@ph-ooe.at
michael.himmelsbach@jku.at
sonja.lenz@jku.at